Diskursanalytische Arbeiten gehren in jngerer Zeit zu den wichtigsten Impulsen in der gesellschafts- und wissensorientierten Linguistik. Der Diskurs als transtextuelle Einheit des Sprachsystems und/oder des Sprachgebrauchs ist ein integratives Konzept in zahlreichen neueren sprachwissenschaftlichen Untersuchungen. Dabei gibt es unterschiedliche Anstze, die etwa als semantisch-kognitive, pragmatische oder gesellschaftsbezogene Diskurslinguistik begrndet sind. Zwei Ausprgungen der Diskurslinguistik werden hufig gegenbergestellt: kritische und deskriptive Diskursanalyse. Geht es den deskriptiven Anstzen zumeist um eine Rekonstruktion mentalittsgeschichtlicher Bedeutungen und die Freilegung gesellschaftsrelevanter Themen in ffentlichen Debatten, so analysieren kritische Arbeiten den historisch vernderlichen Zusammenhang von Sprache und Macht mit Blick auf hegemoniale und antihegemoniale Positionierungen im Diskurs.
Der Band hinterfragt die Betonung des Gegensatzes zwischen deskriptiven und kritischen Anstzen in der Diskurslinguistik - zumal in Anbetracht der wirklichkeitskonstituierenden Funktion von Sprache, die fr beide Zugnge zentral ist -, und reflektiert Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen so genannter deskriptiver und kritischer Diskursanalyse. Die Pole von Deskription und Kritik werden dabei im Spannungsfeld aktueller diskurslinguistischer Diskussionen dargestellt. Eine Entgegensetzung von deskriptiver und kritischer Diskurslinguistik erweist sich als wenig sachbezogen, vielmehr als strategisch motiviert. Es handelt sich um theoretisch oder politisch-programmatisch postulierte Differenzen, die mit dem Pluralismus diskurslinguistischer Theorien, Methoden und Anwendungen kontrastieren, der de facto eher Mischformen von Deskription und Kritik hervorbringt. Zu den Zielen des Bandes gehrt es, diese Polarisierung kritisch zu beschreiben und - wo mglich - aufzulsen.