Spengler entwirft eine Entwicklungsgeschichte der Kultur, gemäß der alleHochkulturen (die indische, antike, arabische und abendländische) in ihren>>Altersstufen<< eine frappierende Parallelität aufweisen. Als Beweis hierfürführt Spengler so genannte >>homologe Bildungen<< an; hierunter verstehter kulturelle Erscheinungen, deren Entstehung zwar Jahrhunderte auseinanderliegt und die sich äußerlich unterscheiden (wie die >>antike Plastik unddie abendländische Instrumentalmusik, die Pyramide des 4. Dynastie unddie gotischen Dome, der indische Buddhismus und der römische Stoizismus<<),die aber denselben Platz in der Phasenaufteilung einnehmen. Ähnlich verhältes sich mit dem vom Autor geprägten Begriff der >>Gleichzeitigkeit<<: >>Ichnenne 'gleichzeitig' zwei geschichtliche Tatsachen, die, jede in ihrerKultur, in genau derselben - relativen - Lage auftreten und also eine genauentsprechende Bedeutung haben. Gleichzeitig vollzieht sich die Entstehungder Ionik und des Barock. Polygnot und Rembrandt, Polyklet und Bach sindZeitgenossen. Gleichzeitig erscheinen in allen Kulturen die Reformation,der Puritanismus, vor allem die Wende zur Zivilisation.<< Durch die Einordnungsolcher funktionsgleicher >>Tatsachen<< in die entsprechenden historischenEpochen der vier Kulturen entsteht ein komplexes Raster von jeweils >>gleichzeitigen<>Herrschaft desGeldes<< (der >>Demokratie<<) die >>Ausbildung des Cäsarismus<< und den>>zunehmend primitive(n) Charakter der politischen Formen<< voraus.