à ber die Exiljahre in der Türkei, in denen der deutsch-jüdische Literaturwissenschaftler Erich Auerbach sein Hauptwerk Mimesis verfasste, ist bis heute nur wenig bekannt. Eine groà e à berraschung war daher die Entdeckung der Vortrà ge, Aufsà tze und kürzeren Beitrà ge, die Auerbach nach der Vertreibung aus Deutschland (1935) wà hrend des Exils in Istanbul geschrieben hat. Sie wurden zuerst in türkischer Sprache veröffentlicht und erscheinen nun in diesem Band zum ersten Mal in deutscher à bersetzung.Erich Auerbach hatte aufgrund der rà umlichen und kulturellen Distanz seines Exils das immer schneller ins Verderben stürzende Europa von auà en zu betrachten. Diese besondere Situation prà gte seinen Blick. Istanbul bedeutete für ihn aber nicht nur eine sichere Entfernung zu den schrecklichen Ereignissen in Deutschland, sondern ermöglichte zugleich eine produktive, wenn auch schwierige Auseinandersetzung mit den offenen Problemen eines Landes, das sich in einer heiklen politischen à bergangsphase befand.Deutlicher als in allen anderen seiner Schriften übernimmt Auerbach hier die Rolle des Kulturhistorikers und engagierten Intellektuellen: Er untersucht Phà nomene und Protagonisten der europà ischen Geschichte unter dem Gesichtspunkt der gegenwà rtigen sozialen und politischen Lage. Der Krieg, die Entstehung der Nationalsprachen, die Beziehung zwischen historischem Absolutismus und moderner Demokratie bilden zusammen mit der Schilderung von groà en Figuren wie etwa Dante, Machiavelli oder Montesquieu den Ausgangspunkt für eine kulturgeschichtliche Deutung, in der die zeitgenössische Krisensituation im Lichte der Lösungsversuche der Vergangenheit betrachtet wird.