Parias sind, nach Böttgers Fremdwörterbuch von 1873, im übertragenen Sinne »elende, verkommene Menschen«, Ausgestoßene, Schuldige, Kriminelle. Wie aber werden Menschen zu Verbrechern? Im Frühjahr 1888 faßte Ola Hansson (1860-1925) den Plan, als Gegenstück zu Sensitiva amorosa (1887) einen Novellenzyklus zu schaffen, der »die verhängnisvollen Ausbrüche psychischer Bizarrerien in Handlung« schildern sollte, »durch die das Individuum aus seiner eigenen Sphäre heraustritt und in die der Anderen hinübergreift, indem es zugleich in Konflikt mit der sozialen Moral und den öffentlichen Gesetzen gerät«. Ein mutiger Plan, der von Ola Hanssons Selbstbewußtsein zeugt, denn der Skandal um Sensitiva amorosa hatte die Publikationsmöglichkeiten des jungen Autors in Schweden stark eingeschränkt. So kam es, daß Parias als Buch zuerst im Jahre 1890 in deutscher Sprache erschien, und zwar in Berlin, wo der Schriftsteller gerade mit seiner Familie lebte. Parias wurde bei Publikum und Kritik ein Erfolg. Franz Servaes schrieb damals in Die Nation, die Novellen hätten einen außerordentlichen Wert, und bedauerte, daß unter den neuen Talenten der deutschen Literatur »kein einziges ist, das mit der ausgesprochenen Physiognomie, dem tiefgründigen Können, dem durchaus ursprünglichen poetischen Empfinden dieses Schweden den Vergleich aushalten kann«.Es bleibt dem Leser überlassen, Parias in eine Schublade einzuordnen. Ob man das Buch als Sammlung von (zumeist wahren) Kriminalgeschichten, psycho-physiologischen Studien oder als »Roman in Episoden« liest fesselnde Lektüre ist garantiert!